Das Corona-Virus legt weiter die Welt lahm. Trotz einiger Lockerungen ist man von einem geregelten Sportbetrieb in Deutschland noch weit entfernt. Stattdessen haben die Ligen im Eishockey, Volleyball und Handball die laufenden Spielzeit vorzeitig abgebrochen. Die Fußballer und Basketballer streben jedoch eine Fortsetzung der Saison 2019/20 an. Eine Momentaufnahme des Sports...
Aus der Schockstarre in den Neustart
Der gesamtgesellschaftliche "Shutdown" versetzte den modernen Sport landes- und weltweit in eine Schockstarre. Nichts ging mehr. Von der NBA in Amerika bis in die 3. Liga des deutschen Fußballs ruhte der Ball. Nicht einmal normales Training war mehr möglich. Stattdessen wurde improvisiert: Trainingspläne für daheim, Video-Konferenzen für gemeinsame Krafttrainings und seit kurzem 2er- und 4er-Trainingsgruppen ohne Körperkontakt auf dem Trainingsgelände der Fußballclubs. Die letzten Wochen haben den Sport insgesamt, aber auch den Fußball speziell einmal geerdet. Vom gefühlten Eigenbild der "vierten Macht" im Staat hin zum vorletzten Tagungspunkt relevanter Fragen in Regierungskreisen. Danach kommen nur noch die Frage nach speziellen Getränkewünschen.
Der Sport und jede Disziplin für sich muss nun und in den kommenden Jahren einmal definieren, welche Rolle sie beansprucht und wie sie diese begründen will. Sind Zuschauerzahlen, Einschaltquoten und Titel allein maßgebend oder zählt der gesamtgesellschaftliche Beitrag mehr? Zudem ist für den Staat zwingend notwendig spätestens mit dem Ende der Corona-Krise zu definieren, welche Bedeutung der Sport und insbesondere der Spitzensport für ihn hat. Was will er zukünftig noch fördern und mit welchem Zweck? Fragen, die bereits seit dem Mauerfall hätten gestellt werden müssen und nun zwingender denn je sind.
Sportler in der Warteschleife: Vom super Sport-Jahr zum Totalausfall
Olympischen Spiele im Tokio und eine europaweite Europameisterschaft - nur zwei von diversen sportlichen Highlights, die dieses Jahr ausfallen und 2021 nachgeholt werden sollen. Dazu der nun schon seit Wochen anhaltende Stopp aller Spielbetriebe in den nationalen Ligen. Das geht nicht spurlos an den Athleten vorüber. Einige wollten ihre Laufbahn krönen mit einem letzten Highlight vor dem Karriereende, andere hingegen nun voll durchstarten. Wenn Sportlern der geregelte Tagesablauf entzogen wird und sie auf kein konkretes Ziel hinarbeiten können, hat das Nebenwirkungen. Diverse renommierte Sportpsychologen melden sich zu Wort, dass sie dieser Tage mehr zu tun haben als in einer regulär laufenden Spielzeit.
Zu der psychischen Komponente gesellt sich der eingeschränkte Trainingsbetrieb. Am konkreten Beispiel Fußball: Nur zu zweit oder viert auf dem Platz zu stehen – ohne direkte Zweikämpfe – das ist absolut nicht spielnah. Die Arbeit am Ball und im Team motiviert die Spieler, Einzeltraining und ein hoher Anteil Athletiktraining wirken eher demotivierend. Daher sehnen sich auch zunehmend lautstark viele Spieler nach "Geisterspielen". Es wird nicht berauschend, aber bei den Spielern prickelt es, endlich wieder auf dem Platz zu stehen. Manch einer träumt bereits von der ersten Grätsche nach dem Neustart.
Kreisligakick in der Bundesliga
Folgt die große Ernüchterung bei Wiederanpfiff? Da die Fans im Stadion fehlen, trübt das auch die Atmosphäre. Wichtig war und ist aber immer noch "aufm Platz". Da könnte es aber in den ersten Partien teilweise kuriose Szenen geben. Es wird vermutet, dass es zu einer ganzen Reihe von technischen und taktischen Fehlern kommen wird, da die Abläufe noch nicht wieder stimmen und auch nicht vollumfänglich trainiert werden konnten. Das eröffnet aber zugleich Spielern neue Räume, die bereits vor der Pause mit ihrem Timing und ihrer Technik den Gegner zu überrumpeln wussten. Die Dribble-Könige werden eine Hochzeit erleben. Aber auch jene Spieler, die bei Standards ihrem Gegner immer eine Nasenlänge voraus sind, werden Sternstunden haben. Kurz: Es wird vielleicht nicht schön, aber torreich. Und das könnte auch die Fans daheim vom Alltag ablenken und zugleich den Puls in Wallung bringen. Und das ist es, was sowohl den Sportlern als auch den Fans seit Wochen fehlt. Der Sport wird zurückkommen, in kleinen Schritten – wie auch der Rest der Welt. Es bleibt eine Frage der Zeit.