Seltene Pausen im Eishockey
„Schon wieder Länderspielpause“ – im Fußball wird in den Ligen regelmäßig geflucht, wenn der Betrieb für Partien der Nationalmannschaften unterbrochen wird, was manchmal alle vier, fünf Wochen der Fall ist. Im Eishockey verhält es sich mit diesen Unterbrechungen anders. Qualifikationsspiele gegen Zwergnationen gibt es im Pucksport nicht, nur offizielle Turnieranlässe wie die jährliche Weltmeisterschaft (zum Abschluss im Mai) oder alle vier Jahre die Olympischen Spiele. Getestet wird in dieser Saison nur einmal: beim Deutschland Cup in Krefeld. Für den legen DEL und die Ligen darunter tatsächlich ein Wochenende Pause ein.
Um Weihnachten herum – das verlangte Erklärungen
Der Deutschland Cup existiert tatsächlich schon über 30 Jahre, und was kaum noch jemand weiß: Als er erstmals ausgetragen wurde, 1987, lag der Termin zwischen Weihnachten und Neujahr. Da mussten die Familienväter in der Nationalmannschaft erklären, warum sie, eben vom Iswestija-Cup in Moskau zurückgekehrt, nach den Feiertagen gleich wieder aufbrechen mussten, um für Deutschland zu spielen. Zunächst in Stuttgart, das darauf vorbereitet werden sollte, ein künftiger Eishockey-Standort zu werden. Hat nie geklappt, Stuttgart hat immer noch kein Profiteam. Der Cup zog nach ein paar Jahren weiter, er wurde in Frankfurt, Füssen, Hannover, München, Augsburg ausgespielt und seit zwei Jahren eben in Krefeld. Und er findet im November statt. Passt, denn nach zwei Monaten DEL ist er eine willkommene Abwechslung für die Nationalspieler.
Den Cup schwänzen – es war folgenlos
Michael Wolf, der vor zweieinhalb Jahren seine Eishockey-Karriere beendet hat, musste stets lachen, wenn er darauf angesprochen wurde, dass er mit zehn Teilnahmen Deutschland-Cup-Rekordspieler war. Mitgezählt hatte er nicht. Und wichtig war ihm dieser „Titel“ nicht. Zwar wurde beteuert, was für ein schönes Turnier das sei, doch mit einer Weltmeisterschaft war er natürlich nicht zu vergleichen. Wer in Stuttgart und all den anderen Städten im Herbst fehlte, konnte sich den ganzen Winter und Frühling über noch für die WM empfehlen.
Die spezielle Situation mit Olympia
Im Jahr 2021 hat der Deutschland Cup aber mehr Gewicht denn je zuvor. Denn er ist die letzte Nationalmannschafts-Maßnahme vor den Olympischen Spielen im Februar 2022 in Peking. Und die Plätze für Spieler aus der DEL sind knapp. Anders als 2018 in Pyeongchang wird die weltbeste Liga, die NHL, all ihre Stars abstellen und die Teams der großen Nationen, zu denen sich auch die Deutschen als Weltranglisten-Fünfter fast schon zählen dürfen, mit klangvollen Namen veredeln. Wenn Bundestrainer Toni Söderholm auf Leon Draisaitl, Moritz Seider, Philipp Grubauer, Tim Stützle und Nico Sturm aus der NHL zurückgreifen kann und auch die jungen Spieler aus den Farmteams wie John Peterka, Lukas Reichel und Leon Gawanke, die bereits NHL-Verträge besitzen, sich aufdrängen, zudem im europäischen Ausland tätige Stammspieler wie Dominik Kahun, Tom Kühnhackl und Tobias Rieder zur Verfügung stehen, dann bleiben für Cracks aus der DEL womöglich nur zehn bis 15 Plätze übrig.
Olympia 2022 wird das hochkarätigste Event seit 2014, nur hatten sich damals die Deutschen nicht qualifiziert. 2022 wird mit NHL-Beteiligung sogar für die Silbermedaillengewinner von 2018 zum Anreiz. Einige dieser älteren Herren wollen es noch einmal wissen – und zeigen sich daher bereitwillligst bei einem Turnier, das früher eher lästig war.