Riesenprojekt in Riga
2021 ist besser, als es 2020 war. Zumindest im Eishockey. Bis auf Belarus hatte es vor einem Jahr, als die Corona-Pandemie sich ihren Weg bahnte, kein Land geschafft, einen Meister zu ermitteln. Und die Weltmeisterschaft, die in der Schweiz hätte stattfinden sollen, fiel auch aus. Nun jedoch: Es gibt Meister in allen ersten Ligen Europas – und es gibt eine WM. Wobei die International Ice Hockey Federation ein gigantisches Projekt stemmen muss: Eine Hälfte des Turniers hätte in Minsk stattfinden sollen, doch aus politischen Gründen wurde Belarus der Auftrag kurzfristig entzogen. Alle 16 statt der vorgesehen acht Mannschaften treten nun in Lettland an. In Riga wird ein gigantischer Aufwand betrieben, um die Beteiligten in einer Bubble zu platzieren und zu schützen.
Junge Teams bei den Top-Nationen
Dass alles ganz anders ist, bemerkte Tobias Rieder, deutscher NHL-Spieler (Buffalo Sabres), als er zur WM reiste. Das ging diesmal nur mit einem Charterflug von New York aus, die kompletten Teams von Kanada und USA saßen drin, „lauter junge Spieler“, so Rieder. Lediglich die Klubs der NHL, die die Playoffs nicht erreicht haben, können Personal abstellen. Etablierte Cracks hatten kein Interesse. Für sie hat eine WM auch den Aspekt von Sightseeing in Europa und Geselligkeit. Alles nicht möglich, zudem musste jeder, der ankam, drei Tage in Hotelzimmer-Quarantäne. Gerne wurde Jüngeren der Vortritt gelassen, die sich mit einer guten WM sportlich positionieren können. Die großen Verträge kommen für diese Gruppe erst noch.
Kesse deutsche Ansagen
Dass die großen Nationen – zu ihnen werden auch Weltmeister Finnland, Schweden, Russland und die Tschechische Republik gezählt – nicht so hochrangig besetzt sind wie sonst bei Weltmeisterschaften, lässt den Mittelstand hoffen: Die Schweiz war im vergangenen Jahrzehnt zweimal Vizeweltmeister, und Deutschland fühlt sich an das Olympia-Turnier von 2018 erinnert, bei dem es die Silbermedaille gewann. Auch damals waren die anderen greifbarer. Die Ansagen aus der deutschen Mannschaft klingen kess. Rieder spricht vom „vorläufigen Ziel Viertelfinale“, der Mannheimer Stürmer Markus Eisenschmid meint: „Wir haben uns jetzt nicht hingesetzt und gesagt, wir wollen Weltmeister werden. Aber es kann ein Ziel sein. Es spricht nichts dagegen, dass wir es so machen wir vor zwei Jahren die Finnen.“ Die traten 2019 mit einer Mannschaft an, die aus Spielern aus der eigenen Liga bestand, die Stars aus der NHL spielten keine Rolle. Man traute der Truppe nichts zu – plötzlich war sie Weltmeister.
Ohne die NHL-Stars, aber...
Die deutsche Mannschaft 2021 könnte besser aufgestellt sein. Aber die NHL-Koryphäen Leon Draisaitl, Dominik Kahun und Philipp Grubauer sind in den Playoffs beschäftigt, Jungstar Tim Stützle musste sich einer Handoperation unterziehen. Zu bieten hat das Team des finnischen (!) Bundestrainers Toni Söderholm dennoch einiges: Tom Kühnhackl zum Beispiel, der schon zweimal den Stanley Cup gewann, die kommenden NHL-Spieler Lukas Reichel (18) und John Peterka (19), auch einige Silberhelden von 2018 wie Jonas und Moritz Müller, Marcel Noebels, Matthias Plachta und Leo Pföderl sind dabei. Er könne versprechen, „dass in dieser Mannschaft jeder sich für den anderen opfern wird“, sagt Söderholm. Beim Training nach der Quarantäne bemerkte er „Energie wie noch nie“.
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