Spieler lästern: „Das ist ja wie Fußball“
Matthias Plachta sah nicht angestrengt aus, nachdem er mit seinen Adlern Mannheim im Spitzenspiel der DEL den EHC München 3:2 nach Penaltyschießen geschlagen hatte und er selbst der Siegtorschütze gewesen war. Was bisher an Saison gewesen ist, hat sich noch nicht in den Körper gefressen. „Es ist ja eher wie Fußball, wenn man nur am Samstag spielt.“ Mit Freude blickte er auf das Restprogramm für Januar: Noch zehn Matches im ersten Monat des Jahres. Eishockey fühlt sich wieder wie Eishockey an.
Die Fans müssen umgewöhnt werden
Die DEL hat langsam angefangen, um ihr Konzept für die Corona-Saison zu etablieren. Die Fans sollen sich daran gewöhnen, dass nicht alles geballt am Freitag und Sonntag und auch mal an einem Dienstag stattfindet, sondern dass fast an jedem Tag Eishockey ist. Wären Zuschauer zugelassen in den Stadien, könnte die Liga das nicht machen, denn reisen können Fans nur an den Wochenenden. Da gibt es schon Trouble, wenn mal eine Partie von Freitag auf Donnerstag vorgezogen wird. Der Dienstag ist ohnehin unbeliebt, die Zuschauerzahlen waren da immer deutlich schlechter. Doch die Pandemie eröffnet die Möglichkeit auf dieses Experiment, mit dem die DEL ihrem Streaming-Partner MagentaSport mehr Content liefert.
Die Woche verliert ihren Rhythmus
Am meisten umstellen müssen sich die Spieler. Für sie war der Ablauf einer Woche wie in Stein gemeißelt. Montag frei, am Dienstag das sogenannte Schweinetraining, bei dem es intensiv an die konditionellen Grundlagen ging, weil das nächste Spiel noch drei Tage entfernt war. Nachmittags dann noch Gewichte stemmen. Am Abend brannte der Körper. Am Mittwoch wurde normal trainiert, am Donnerstag studierte man die Taktik ein, feilte am Über- und Unterzahlspiel und machte sich, wenn man am Freitag auswärts spielen musste, schon auf die Reise. Mit diesen Regelmäßigkeiten ist es nun vorbei. Sogar die Uhrzeiten haben sich geändert. An den Abenden ist es vorbei mit der 19.30-Uhr-Tradition. Zur Entzerrung des Spielplans wird der Puck um 18.30 und 20.30 Uhr eingeworfen.
Am besten wäre man mit 3,00 Punkten
Was von allen Beteiligten auch noch verlangt wird: Rechnen. In dieser speziellen Saison werden die gewonnenen Punkte nicht einfach aufaddiert – und wer die meisten hat, steht oben. Nein, die DEL sorgt für den Fall vor, dass nicht alle Spiele ausgetragen werden können; dann würde sich das Klassement nach den pro absolviertem Spiel gewonnenen Punkten richten. Maximum wäre also ein Quotient von 3,00 Punkten - was aber schon nach den ersten Spieltagen kein Klub mehr erreichen kann. Jeder, sogar die souveränen, zu denen nun auch wieder die Kölner Haie gehören, haben Zähler liegen gelassen. Die DEL rechnet für ihre Tabellen bis auf die dritte Stelle nach dem Komma. Der Tausendstelpunkt ist im Sport angekommen.
Belasten werden sich die Akteure aber nicht mit dieser vertieften Mathematik. Der Eishockeyspieler kennt seit jeher nur den nächsten Wechsel, die nächsten 40 bis 50 Sekunden auf dem Eis. Nicht nachdenken, spielen. Jetzt halt auch an anderen Tagen als Freitag und Sonntag.