Bremerhaven stark wie beim Cup
Noch gehen sich Nord- und Süd-Vereine in der Deutschen Eishockey Liga aus dem Weg, erst im März soll es zur Verzahnung der beiden Gruppen kommen. Erst dann wird man wissen: Ist der Süden mit den drei Bestplatzierten der Vorsaison (München, Mannheim, Straubing) wirklich deutlich stärker als die Klubs aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen, Berlin? Was man bisher sagen kann: In jeder Gruppe gibt es ein Überraschungs-Team.
Wobei: Die Mannschaft aus Bremerhaven mit dem lustigen Namen Fischtown Pinguins hatte ja schon beim Vorbereitungsturnier um den MagentaSport Cup für sich geworben, schaltete im Halbfinale die Adler Mannheim 6:2 aus und verlangte im Endspiel dem EHC München alles ab (5:7-Niederlage). Die starke Form haben die Bremerhavener mit in die Liga genommen.
Fischtown und der Trainer, den nichts erschüttert
Warum sie so gut sind? Ihr Herzstück ist eine Sturmreihe aus einem kleinen Eishockey-Land Slowenien. Jan Urbas (aktuell an Covid-19 erkrankt), Ziga Jeglic und Miha Verlic haben sich im hohen Norden gefunden. Die Torhüter Brendan Maxwell und Tomas Pöpperle teilen sich die Arbeit, beide haben eine Fangquote von über 93 Prozent. An der Bande steht ein Souverän: Thomas Popiesch. Ein deutscher Trainer, der in der nordamerikanisch geprägten DEL Karriere macht. Popiesch wirkt unerschütterlich in seinem Tun. Die schwierigen Jahre seines Lebens liegen weit hinter ihm: Als junger Mann in der DDR scheiterte er mit seinem Vorhaben der Republikflucht, musste ins Gefängnis. Erst der zweite Versuch glückte – über die ungarisch-österreichische Grenze. Im Westen musste er sich dann erst wieder ins Eishockey hineinfinden, nach seinem ersten Training mit Düsseldorfer Juniorenspielern wollte er gleich wieder aufhören, zu viel an Können war verloren gegangen. Thomas Popiesch biss sich durch, wurde DEL-Spieler, DEL-Trainer. Und beim Deutschland Cup war er auch schon Aushilfs-Bundestrainer.
Ingolstadt im Transferrausch
Im Süden trumpft der ERC Ingolstadt auf. Die Oberbayern hatten am MagentaSport Cup nicht teilgenommen, da rangen sie noch darum, eine Saison finanziert zu bekommen. Nachdem das Grüne Licht eingeschaltet war, legte Sportdirektor Larry Mitchell los. Die Kontakte hatte der als Soldatensohn in Zweibrücken geborene Kanadier längst geknüpft, nun konnte er die Verträge finalisieren. „Das ist der beste Kader, seit ich in Ingolstadt bin“, sagt er. Leisten kann ihn sich der ERC, weil die Gehälter europaweit in Folge der Corona-Pandemie gesunken sind.
Die Großen wollen Wohlgemuth
Eher zufällig ist die Paradereihe entstanden: Der Scheibenkünstler Wayne Simpson sollte ursprünglich mit Topzugang Daniel Pietta zusammenspielen. Doch Pietta war für die ersten acht DEL-Partien gesperrt, also musste Coach Doug Shedden sich was anderes ausdenken. Nun stürmen mit Simpson Mirko Höfflin und Tim Wohlgemuth. Vor allem der 21-jährige Wohlgemuth spielt sich nach vorne. Mannheim und München, die beiden Großklubs, sollen schon massiv an ihm interessiert sein. München hat die Ingolstädter Stärke bereits nachhaltig zu spüren bekommen: Beide Heimspiele gegen den oberbayerischen Rivalen gingen verloren.
Die Corona-Saison verläuft eben ein bisschen anders, als es zu erwarten war.