Die Viertelfinal Chancen der Deutschen
Juni, Sommer – und es wird immer noch Eishockey gespielt, Folge der kalendarischen Verschiebungen durch die Corona-Pandemie. Aber: Begierig schauen die Leute hin, vor allem die Deutschen sind begeistert. Ihre Nationalmannschaft, seit Olympia-Silber vor drei Jahren populär, hat bei der Weltmeisterschaft in Lettland das Viertelfinale erreicht. Gegen die Schweiz, die in der Weltrangliste einen Platz schlechter steht. Das klingt nach großer Chance, das Halbfinale zu erreichen und um eine WM-Medaille zu spielen. Geschehen zuletzt 2010, bei der deutschen Heim-WM – nach einem 1:0 im Viertelfinale über: eben die Schweiz.
Das unvergängliche Bild von 2010
Korbinian Holzer spielte damals im deutschen Team. Jetzt, elf Jahre danach, wieder. Dazwischen liegt eine Karriere in der NHL und zuletzt ein Ausflug in die russische KHL – doch Holzer hat immer noch das Bild von 2010 vor Augen: „Unser Torwart Dennis Endras nach dem 1:0-Sieg auf Ehrenrunde mit einer riesengroßen Deutschland-Flagge.“ Nun ist Holzer eine Figur des Erfolgs: Als Verteidiger wirft er sich in die Schüsse der Gegner, haut die Scheiben hinten raus, wenn es eng wird und verteilt Checks und verbale Ansagen an die Cracks des anderen Teams. Vor den Fernsehkameras sagt er: „Wir haben das größere Herz.“
Die Rivalität schlechthin - schon in der Jugend
„Rivalität ist eine der besten Sachen im Sport“, meint Toni Söderholm, der Finne, der deutscher Bundestrainer ist. Für Deutschland gibt es im Eishockey keine größere Rivalität als die mit der Schweiz. Weil man sich so nahe ist. Die ersten internationalen Treffen im U-Bereich, die ersten kleinen Turniere – immer ist Nachbar Schweiz dabei. „Du misst dich jedes Jahr mit ihnen, man vergleicht, wer sich wie gut entwickelt.“ In der Jugendarbeit galt die Schweiz über Jahre als Trendsetter, zuletzt sind die deutschen U20-Junioren an den gleichaltrigen Eidgenossen vorbeigezogen. Bei den Männern spielt oft Psychologie eine Rolle. Man verortet die mentalen Vorteile bei den Deutschen. „Taktik ist ein Teil des Spiels“, sagt Söderholm, „aber ohne Kampf und Herz hast du keine Chance.“ Die Bereitschaft, sich aufzuopfern, stellt sich bei der WM 2021 in Riga als das deutsche Plus heraus. Die drei deutschen Niederlagen fielen knapp aus, sie waren unglücklich. Die Schweiz hingegen hatte, obwohl sie fünf ihrer sieben Spiele gewann, einen schweren Einbruch: 0:7 gegen die eigentlich schwachen Schweden.
Klassiker unter den besten Acht
Es wird ein attraktives Viertelfinale in Lettland. Zweimal kommt es zum alten Kampf der Systeme: Kanada, das sich dank deutscher Schützenhilfe überhaupt ins Viertelfinale gerettet hat (Söderholm: „Dafür erwarten wir im Hotel einen Kuchen“), trifft auf Russland, das als „Russian Olympic Comitee“ antreten muss, die USA, die am stabilsten wirkte bislang, auf die Slowakei, die dabei ist, zu alter Stärke zurückzufinden. Tschechien – Finnland ist der europäische Klassiker. Und Deutschland – Schweiz das Duell zweier wichtiger Eishockey-Märkte. Beide wollen ihrem Land eine große Sportgeschichte bescheren, bevor sich eine Woche später das Interesse auf den Fußball richtet. Gut, es ist schon Juni, es wird Zeit.
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