Bei England steht hinten die Null. Ausnahmsweise ist damit nicht der Torhüter der englischen Nationalmannschaft gemeint. Ganz im Gegenteil. Jordan Pickford hielt seinen Kasten nämlich bisher vorbildlich sauber. Gelingt ihm das auch gegen Deutschland, ist England das einzige Team der Europameisterschaft, das noch kein Gegentor kassierte. Diesen Erfolg will die deutsche Nationalmannschaft dem Rivalen von der Insel nicht gönnen. Stattdessen soll es nach Jogi Löw ordentlich im Kasten der Three Lions klingeln! Zieht Deutschland ins Viertelfinale ein (GER kommt weiter: 2,0)?
Was Euch erwartet?
Ein stimmungsvoller Klassiker! Das Wembley-Tor 1966, das denkwürdige Elfmeterschießen bei der Europameisterschaft 1996, das letzte Spiel und Tor (Didi Hamann) im alten Wembley-Stadion im Oktober 2000: Die Duelle zwischen England und Deutschland - insbesondere auf britischem Boden - besaßen schon immer eine enorme Brisanz. Vor allem die britischen Boulevard-Zeitungen sorgen schon Tage vor dem Anpfiff für mächtig Stimmung gegen Deutschland auf ihren Titelseiten. Das liegt unter anderem daran, dass meistens die DFB-Elf als Sieger vom Platz ging und auch die aktuelle Bilanz spricht für die Jogi-Elf. Von den letzten fünf Duellen gewann die deutsche Nationalmannschaft (Sieg GER: 2,9) drei Stück, England (Sieg ENG: 2,5) siegte lediglich einmal. In bester Erinnerung aus deutscher Sicht: Das legendäre Achtelfinale bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika (4:1).
Abgezockte Engländer mit Nervenflattern?
Während die deutsche Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in jeder Partie ein anderes Gesicht präsentierte, trat England positiv formuliert mit einer klaren erkennbaren Linie auf. Die Devise lautete: Hinten brennt nichts an und vorne hilft Raheem Sterling. Der Angreifer von Manchester City schoss die bisher einzigen zwei Tore für die Three Lions bei der Europameisterschaft. Da man aber auch noch keinen Gegentreffer kassierte, fuhr England humorlos und somit fast schon typisch deutsch sieben Punkte und den Gruppensieg ein. Im vierten Spiel vor heimischer Kulisse im neuen Wembley Stadion wird der Druck jedoch nicht kleiner. Das könnte der deutschen Elf in die Karten spielen, weil England sich eben nicht konstant einigeln kann. Somit könnten Kimmich, Gosens und Co. wie schon gegen Portugal wieder mehr Platz erhalten, um gefährliche Strafraumszenen zu schaffen. Täuschen sollte sich die DFB-Elf aber nicht vom englischen Abwehrbollwerk. Offensiv geht bei den Three Lions insbesondere in den Anfangsminuten allerhand: Neun Schüsse gaben die Engländer bisher binnen der ersten 15 Minuten bei der EM ab (1. Tor ENG: 1,9). Deutschland kommt in der selben Phase bisher auf sechs Schüsse. Feiner Unterschied: Danach riegeln die Engländer alles ab wie den Tower von London und finden vorn kaum noch statt (nur 4 Schüsse bis zur Halbzeitpause). Derweil drehen die Deutschen dann erst richtig auf (16 Schüsse).
Ausblick
Mit schlotternden Knien muss die Mannschaft von Jogi Löw nicht in die Partie gegen die Engländer gehen. Sowohl Offensiv als auch Defensiv agiert man mit den Three Lions auf Augenhöhe, ist dem Erzrivalen teilweise auch ein ganzes Stück voraus - vor allem in puncto Torgefahr (6 vs. 2 Turniertreffer). Da England nicht 90 Minuten mauern wird, sollte die DFB-Elf ihre Räume bekommen und ähnlich wie gegen Portugal auch zu nutzen wissen. Tendenz: Sieg für Deutschland, aber wohlmöglich erst in der Verlängerung. (Remis: 3,2)